Geschichte
Die Festung Loncin wurde 1888 nach einem Entwurf von General Brialmont erbaut und ist eine von 12 Festungen, die Lüttich vor einer möglichen deutschen Invasion schützen soll. Sie ist aus unbewehrtem Beton gebaut und hält Geschossen bis zu 21 cm stand. Die dringend benötigten Modernisierungen bleiben jedoch aus, und 1914 ist die Festung der modernen deutschen Artillerie nicht mehr gewachsen.
Unter der Führung des Kommandanten Victor Naessens machen sich 550 Artilleristen und Infanteristen an die Arbeit, um die Festung kriegstauglich zu machen, doch ihr Schicksal ist eigentlich schon besiegelt. Zwischen dem 4. und 15. August spähen Patrouillen die deutschen Stellungen aus. Von den nahe gelegenen Kirchtürmen aus übermitteln die Beobachter Koordinaten, damit die Geschütze in der Festung genau eingestellt werden können. Die deutsche Heeresleitung geht von einem symbolischen belgischen Widerstand aus, doch es kommt anders, denn auch nach dem Rückzug der belgischen 3. Armee-Division blockieren die Festungen weiterhin den Weg ins flache belgische Hinterland.
Die berüchtigten Dicken Berthas kommen am 13. August in Lüttich an. Diese deutsche Superwaffe mit einem Kaliber von 42 cm verschießt fast 1.000 kg schwere Geschosse. Nachdem sie mehrere Festungen in Schutt und Asche gelegt haben, wendet sich die Offensive am 15. August 1914 der Festung von Loncin zu. Die Stunde der Entscheidung ist gekommen.
Um 17.20 Uhr bohrt sich das 25. Geschoss mit ohrenbetäubendem Lärm in das Betondach über dem Munitionslager. Das gelagerte Schießpulver explodiert und die Festung bricht buchstäblich auseinander. Betonblöcke fliegen in alle Richtungen, und einige Mitglieder der Festungsmannschaft werden unter den Trümmern begraben. Die Festung ist erobert und wird von den Deutschen besetzt. Die Überlebenden werden in ein Kriegsgefangenenlager transportiert, die Verwundeten werden in Krankenhäuser gebracht und die Toten in der Nähe der Festung begraben. Die Bilanz: 107 Soldaten sterben unmittelbar nach dem Einschlag und 11 Verletzte sterben später im Krankenhaus.
Die Festung wird nach dem Krieg als Ort des Gedenkens eingerichtet und ist auch mehr als ein Jahrhundert später noch ein Ort, an dem der Toten gedacht und die Schrecken des Krieges veranschaulicht werden.
Opfer
69 Erster Weltkrieg (28 unbekannt)
Beschreibung
Im Jahr 1928 wird im Hauptwall (der in Kriegszeiten zur Verteidigung der Festungsgräben mit seinen Kanonen dient) eine Krypta eingerichtet. In jeder der vier ehemaligen Kanonenkammern werden zwölf Gräber angelegt. Im Jahr 2007 werden bei Aufräumarbeiten in den Ruinen der Festung 26 weitere Leichen gefunden, die ebenfalls in der Krypta beigesetzt werden. Insgesamt liegen hier 69 Gefallene.
Die Krypta ist eine äußerst beeindruckende Gedenkstätte, die an sich schon einen Besuch wert ist.